Was ist Depersonalisation, was ist Derealisation?

Diese beiden Begriffe beschreiben Erlebnisse, bei denen es zu einem unangenehmen Entfremdungserleben kommt: Depersonalisation meint eine veränderte Wahrnehmung sich selbst gegenüber („ich bin nicht ich selbst“), während einem bei Derealisation die Umwelt verändert scheint („meine Umwelt ist seltsam“). Im Unterschied zu Menschen mit einer Psychose oder Schizophrenie wissen die Betroffenen, dass ihr Empfinden nicht der Wahrheit entspricht. Es lässt sich nicht sagen, wie oft und wie lange diese Zustände anhalten, da es große Unterschiede gibt – von wenigen Sekunden über Jahre. Sie können also episodisch oder chronisch auftreten.

Bei einer Derealisation wird zum Beispiel die Umwelt als unwirklich wahrgenommen, Gegenstände können als zu nah oder weit entfernt, zweidimensional, verschoben oder surreal, wie auf einer Bühne gespielt, wahrgenommen werden. Die Betroffenen fühlen sich teilweise wie in Watte gepackt, oder als wäre die Umwelt hinter einer sehr dicken Glasscheibe.
Bei Depersonalisation können einzelne Körperteile als zu klein oder zu groß, zu schwer oder zu leicht empfunden werden, oder man fühlt sich wie Augen ohne Körper, oder wie ferngesteuert. Betroffene beschreiben auch eine Art Gefühllosigkeit.

Ursachen und Häufigkeit

In den meisten Fällen treten Derealisation und Depersonalisation nicht als eigenständiges Phänomen, sondern im Zusammenhang mit einer (psychischen) Krankheit auf. Insofern wird meist die zugrunde liegende Krankheit behandelt, nicht die Symptome an sich. Auch Menschen ohne psychische Krankheit können hin und wieder abgeschwächte Formen von Derealisation und Depersonalisation erleben. Forscher gehen davon aus, dass etwa die Hälfte aller Erwachsenen, die ein Trauma erlebt haben, ein Depersonalisationsgefühl haben, welches allerdings bald wieder verschwindet. Die Häufigkeit von Derealisation und Depersonalisation in Deutschland schwankt zwischen 1% und 10% der Bevölkerung. Das liegt vor allem daran, dass viele Ärzte nicht erkennen, worum es sich handelt, und viele Betroffene nicht gerne davon erzählen. Es ist wahrscheinlich, dass sich die Häufigkeit im Bereich von 2% bewegt – also ähnlich häufig sind wie psychische Störungen. Männer und Frauen sind etwa gleich häufig betroffen.
Ausgelöst werden kann ein solches Erleben durch ein Trauma (Gewalt, Krieg, Unfall, Missbrauch,…), PTSD (posttraumatische Belastungsstörung), Angststörungen, Stress, Drogenkonsum, Depressionen oder auch körperliche Krankheiten (z. B. Epilepsie).

Quellen:
Faust, V. Psychiatrie heute – seelische Störungen erkennen, verstehen, verhindern, behandeln. Arbeitsgemeinschaft Psychosoziale Gesundheit. Verfügbar unter:
http://www.psychosoziale-gesundheit.net/pdf/Int.1-Depersonalisation_u._Derealisation.pdf [04.07.2014]

http://www.seele-und-gesundheit.de/diagnosen/depersonalisation.html